»Was ist ein Odeion?«, »Was ist ein Amphitheater?« – Jede Lateinstunde hatten Nima und ich solche Fragen parat. Natürlich ging es uns darum zu erfahren, worum sich bei diesen Gebäuden handelte, doch wollten wir auch etwas Zeit schinden… Eines Tages kam dann Herr Rickwärtz-Naujokat und schenkte uns einen »Stowasser« – noch in Fraktur gedruckt – damit wir immer im Bilde blieben. Ihm war wohl nicht entgangen, dass wir Zeitdiebe waren und so beschenkte er uns auf diese so liebenswerte Art und Weise. Wenn wenn wir dort auch etwas über das Mars-Feld erfuhren, suchten wir nach dem immer wieder genannten Nuts-Feld vergebens!
Herr Rickwärtz-Naujokat erkannte unsere Stärken, die Stärken seiner vielen Schützlinge, und sah über unsere Schwächen hinweg. Dabei spielte es keine Rolle, was diese Stärken und Interessen waren, er wusste sie alle, so unterschiedlich sie waren, von Fußball über Gesang bis hin zu osmanischer Geschichte zu fördern. Wir durften uns in seiner Gegenwart speziell fühlen, anerkannt und als ganze Menschen wahrgenommen. So werde ich ihn erinnern. Als einen wunderbaren Menschen, der durch sein Engagement in meinem Leben und dem vieler anderer Wegmarken zu setzen vermochte. Solch eine Wegmarke war der Austausch mit Bandırma (und seinen »pankreasförmigen Hügeln«). Ohne Herrn Rickwärtz-Naujokat wäre ich wohl nicht Islamwissenschaftler geworden, ohne ihn hätten mich meine Wege dann wohl auch nicht nach Iran geführt und ohne Herrn Rickwärtz-Naujokat hätte ich schließlich auch meine Verlobte nicht kennengelernt. Ich schätze mich sehr glücklich, in über zwei Jahrzehnten immer wieder Zeit mit Herrn Rickwärtz-Naujokat verbracht haben zu dürfen und dass auch Hamaseh ihn noch im Februar dieses Jahres kennenlernen durfte.
Auch wenn es nie so hundertprozentig klar war, ob wir uns nun duzen oder siezen: Danke und gute Reise, Heinrich! Die Melodie Deines Witzes und Deiner Weisheit wird in meinem Herzen nie verstummen.